Von Mülheim nach Duisburg
28.09.2011
Nachdem ein Motorschaden den ersten „Absprungversuch“ vereitelte und Pragmatismus anstatt Frust und Ärger wieder unsere Geisteswelt durchdrang entschieden wir, TORU den Winter über nicht in die Niederlande sondern in den Nachbarort Duisburg zu bringen. Dafür sprachen zwei schlagkräftige Argumente: Einerseits ist der Duisburger Innenhafen wegen der Abwärme eines Kraftwerks im Winter eisfrei – in Mülheim hätten wir wieder Kranen müssen – , andererseits absolviert die TORU bei der Überfahrt gleich ihre Testfahrt am Rhein. Wie verhällt sich der Katarmaran bei starker Strömung und Wellengang durch die Großschifffahrt? Sind die Motoren und deren Montage am Schiff ausreichend dimmensioniert? Wie akkurat ist der breite Kat überhaupt manövrierbar? Alles Fragen die mich brennend interessierten, da dann für möglicherweise notwendige Verbesserungen der Winter als Zeitfenster zur Verfügung stand. Bei strahlender Herbstsonne fuhren wir am späten Vormittag langsam und vorsichtig zum ersten Mal in die Schleuse Raffelberg ein. Es ist die Erste von Zwei Schleusen auf der Ruhr in Richtung Rhein. Viele male während der langen Bootsbauzeit bin ich an ihrem Beckenrand gestanden und habe von diesem Augenblick geträumt. Nun ist der Traum wahr geworden und TORU schleust talwerts. Dank unserem ortskundigen Begleiter Wulf-Jürgen, auf dessen Gelände ich mein Schiff gebaut habe und der mir, in all den Jahren, immer äußerst hilfsbereit mit Rat und Tat zur Seite stand, verlief auch die Schleusung problemlos. Eine Stunde später öffneten sich auch schon die Tore der zweiten Ruhrschleuse und wir motorten zum ersten Mal in den Rhein hinaus. Mit dreiviertel Gas auf beiden Motoren schaffte die TORU rund 10 Kilometer pro Stunde gegen die Strömung bergauf Richtung Duisburg. Alles lief zufriedenstellend, nur bei hohen kurzen Wellen durch die Großschifffahrt saugte manchmal ein Propeller Luft an und ich musste das Gas zurücknehmen. Nach ein paar Kilometer bogen wir auch schon wieder in die Einfahrt des Duisburger Hafens ein und vorbei an großen Industrieanlagen liefen wir in den Innenhafen ein und machten glücklich und zufrieden über die erste Fahrt, am Schwimmsteg fest. Kaum waren die Leinen belegt, kam das WDR-Fernsehen zu uns um uns zu begrüßen und am Abend waren wir auch schon im Fersehen zu sehen. Mir gab diese kurze aber äußerst zufriedenstellende erste Fahrt der TORU die Gewissheit, das sich die jahrelange Mühe gelohnt hat. Das Schiff läuft weich und lautlos durch die Wellen und auch das selbskreierte Motorenkonzept hat seine Feuertaufe gut überstanden. Noch einen Winter im Norden ausharren, aber dann nichts wie ab in den Süden!